„Le
cavalerice francois“ von Salomon de la Broue [bʀu]
Übersetzung ausgewählter Kapitel durch Dr. Daniel Ahlwes, Schimmerwald
Band III
Vorwort
Nach der üblichen Meinung der
Pferdemenschen [hommes de cheval] der heutigen Zeit soll die
Erfindung unendlich verschiedener Zäumungen die empfehlenswerteste Partie des Kunstreiters sein, um das Pferd im
Gehorsam zu erhalten. Besonders die Deutschen legen sich darauf so
fest, dass ich häufig staune über die große Diversität der
Mundstücke, Unterbäume und Kinnketten, die ich in ihrem Gebrauch
sehe, worin man den offensichtlichen Beweis sieht, dass sie in der
Reitkunst nicht gut fundiert sind. Denn da die Kunst, ein Pferd gut
auszubilden, heutzutage besser verstanden und um gute Regeln mehr
bereichert ist als in der Vergangenheit, sollte man deshalb weniger
verschiedene Zäumungen verwenden, so wie man es wegen dieser
besseren Mittel seit langer Zeit in Frankreich und Italien macht. Bei
diesem Irrtum entschuldige ich sehr freizügig die Fehler, die die
alten Reiter machten, aber ich unterstütze nicht geduldig das
schlechte Urteil all der anderen Reiter, die glauben gut auf dem
Pferde zu sein; denn die Deutschen, die nicht ausreichend genug
Erfahrungen in dieser Kunst haben, nehmen Zuflucht zu gewalttätigen
Zäumungen, im Glauben, sie könnten das Pferd damit zu dem zwingen,
was sie ihm nicht durch gut aufeinander aufbauende Lektionen
beibringen können. Sie sind zudem zufrieden mit Pferden, wenn deren
Mund frisch ist, wenn sie locker traben, und gelegentlich galoppieren
und fleißig wenden auf jeder Hand, immer nur auf derselben Stelle,
und ohne zu sehr auf Gleichheit, Genauigkeit oder Takt zu achten.
Durch diese Wirkungen verhindert die wirre Zäumung, dass der Mund
schäumt: im Gegenteil gibt sie häufiger der empfindlichen Zunge
Anlass, sich kontinuierlich zu bewegen wegen der Menge der
verschiedenen und beweglichen Teile, die häufig in diesen Zäumungen
vorhanden sind, und gewöhnlich die Laden und das Zahnfleisch
angreifen beim Bewegen im Schritt, Trab oder Galopp, ganz anders, als
wenn man das Pferd durch andere Bemühungen, Manegen und große
Sorgfalt trainiert, wie es auf unseren modernen Schulen ausgeübt
wird. Die guten Kunstreiter hassen es meist, mit so verschiedenen
Gebissen zu arbeiten und halten sich lieber an die richtigen Regeln
und Lektionen, mit denen sie durch eine gute Ordnung nach und nach
das Naturell und die Zustimmung des Pferdes erreichen können, um es
mit der einfachen Trensenkandare [simple canon] und dem Kappzaum und
mit der nötigen Zeit an einen festen Weg und den Gehorsam und die
Leichtigkeit der Parade und der Manege zu gewöhnen: denn danach wird
es sehr leicht sein, es gut zu zäumen. Überhaupt kann man nicht
sagen, dass, wenn ein Pferd ausgebildet ist, die mit Vernunft
angewendete Hilfe des Zaumes nicht viel Leichtigkeit dem richtigen
Temperament der Anlehnung des Mundes und der korrekten Haltung von
Hals und Kopf des Pferdes bringt: aber diese Gebissarten zu
versuchen, in der Hoffnung, die alleinige Wirkung des Zaumes könne
die Bequemlichkeit herbeibringen, oder den totalen Zwang, hat, so
meine ich, keine angemessene Begründung, und mich verblüfft dass
es so viele Personen gibt, die glauben, eine Zäumung, wie auch immer
sie gebaut sei, könne einem Pferd den Mund gut werden lassen, das
von Natur aus einen schlechten oder zu dünnhäutigen, einen zu trockenen oder zu weiten, zu großen oder zu kleinen, zu empfindlichen oder zu
harten Mund hat, oder einen, der einfach durch irgendeinen Unfall
oder Fehlbildung schlecht oder verdorben wurde: oder dass ein Pferd
im größten Ungestüm seines Rennens sich leicht durchparieren
lässt, obwohl es sehr schwach und außer Atem ist, oder es einen zu
großen und zu engen Kiefer hat, einen von Natur aus umgekehrten
oder zu stark gewölbten Hals oder einen zu dicken, zu kurzen, oder
zu langen; oder zu schwache oder auf andere Weise fehlerhafte
Schultern, Glieder und Vorderfüße oder Rücken; und es sei keine
falsche Beurteilung zu glauben, dass diese Zäumungen angeblich alle
diese Fehler auf die gleiche Weise aufheben kann, bei einem Pferd,
das unfähig zum Durchparieren und zum Gehen ist? Und dies trotz all
dieser natürlichen Behinderungen und Unfälle, ohne dass man es
jemals lehrte, gut zu wenden und zu parieren, und auch wenn es von
Natur aus ziehend oder fliehend, böswillig und ungehorsam ist,
diesen Eindruck erweckt, dass man es mit der Kunstfertigkeit des
Zaumes unfehlbar gesund, stark, locker, frei, stet [ferme] und gut arbeitend
machen könne, und durch dieses Mittel allein könne man die Erfahrung
und die Übung der guten Manegen denen verleihen, die die Wirkungen
dieser Zäumung ausprobieren, selbst wenn sie schlechte
Pferdemenschen sind? Wenn dies machbar wären, bildeten wir die
Pferde und die Menschen mit viel weniger Zeit und Mühe aus, ohne die
Werkstatt des Gebissschmiedes verlassen zu haben, allein schon durch das Bestellen
der Gebisse, die diese wundersame Ausbildung in nur einem Moment den
Menschen und dem Pferd verleihen können: sowohl das, was sie vorher
nicht kannten, als auch das, was außerhalb der Kapazitäten des
Pferdes liegt. Es gibt Gründe genug, die auszulachen, die durch
ihre Hoffnung, einen Zaum zu entdecken, wie sie ihn sich vorstellen,
gerne ein so hartes oder so schlechtmäuliges Pferd akzeptieren, das
selbst der beste Kunstreiter der Welt sehr gehindert sein könnte, es
gut an der Hand werden zu lassen, und dass sie, wenn sie sich
getäuscht sehen in diesen schlecht begründeten Meinungen, man sie
sagen hört, „Ich habe ein Pferd, dass tausend Ecus wert wäre,
wenn es gut gezäumt wäre“: sie möchten, dass man glaubt, je
häufiger sie einen schlechten Mund haben, so hart oder verdorben,
dass es nicht mal hundert wert wäre, es in Ruhe stark und forsch
ist; so sehr, dass nach ihrer Rechnung die Zäumung, die sie
vergebens herbeiwünschen, neunzig Ecus mehr wert wäre als das
Pferd; und falls diese es zufällig in irgendeiner Unterordnung und
außergewöhnlichen Lockerheit hält, werden sie sich zweifellos nach
einige Zeit beklagen, dass es ohne diesen Zaum nicht mehr so gut ist,
wie es sein soll.
Durch alle diese Berücksichtigungen
kann der Kunstreiter erkennen, dass die so nötige Leichtigkeit des
Pferdemundes Voraussetzung ist für die Lockerheit, den gutem Willen
und seine Freimütigkeit; die natürliche Kapazität seiner Glieder
und den guten Zustand seiner Kräfte und Atem kann man durch das
Training der klugen, gut bedachten und gut erlernten Schule
erreichen, ohne die seltenen Wirkungen, die man sich durch den Zaum
verspricht und die nicht viel weniger unsicher sind, als die
Erwartung derer, die versuchen, einen Stein zum Philosophen zu machen;
und geht es nach mir, habe ich den Rat, dass die Geister, die sich
erfreuen an der korrekten Anpassung der schönsten Mundstücke
ihren Wissensdurst umkehren, um ihn damit zu beschäftigen, dass das
Pferd verschont wird (durch sein Ansprechen und seinen Gehorsam) von
den Mühen und Strafen, die ihm die Laden und das Kinn verletzen
können, und dass man sie nur zum Verschönern des Mundes durch das
Vergnügen eines zart proportionierten Mundstückes benutzt. Hierbei
muss man viele wichtige Partien beachten, die man in diesem dritten
Band erklärt findet, vielleicht nicht mit so subtilen Begründungen
oder schönen Zeichnungen, von denen ich eher wenige zeigen werde,
wobei ich willens wäre, diesen Beginn mit der Anzahl der sehr
schönen Darstellungen zu schmücken, die ich in meiner Zeit
angefertigt habe, und die ich noch einmal mache, wenn ich mein
Gedächtnis aufsuche; aber nachdem ich lange Zeit damit verbrachte,
viele Besonderheiten in der Anwendung unendlich vieler Zäumungen zu
suchen, beschränke ich mich hier auf eine kleine Anzahl, die weder
sehr selten noch sehr gewöhnlich sind, und durch die ich weniger
verwirrt werde, und dadurch weniger der Natur entfremdet. Auch wollte
ich den Diskurs auf diese beschränken, damit ich so die Mittel frei
ans Licht bringe, um das Pferd entsprechend seinem Naturell gut zu
zäumen. Und noch ein Grund dafür, dass ich nicht weit davon
abweiche, ist die Versicherung, die ich dadurch habe, dass, obwohl
der verstorbene Sieur Pyrre Anthoine Ferrare für mindestens dreißig
Jahre an der Erforschung der Perfektionen all dieser Kappzäume,
Serratas, Camarres, Mundstücke, Unterbäume und Kinnketten
gearbeitet hat, er dabei wenig aufdeckte: denn ich weiß, dass er
nicht nur einer der exzellentesten Kunstreiter seiner Zeit war,
sondern auch sehr fähig in vielen anderen schönen und ehrlichen
Qualitäten (wie man sie selten in einem einzelnen Reiter vereint
findet) und vor allem in der Malkunst, deshalb zweifle ich überhaupt
nicht, dass seine Beschreibungen und Darstellungen in seinem Buch
überhaupt nicht aussehen, wie die, die vorher gedruckt wurden. Und
weil man es nicht besser machen kann als er, und weil ich mich lieber
an die guten Regeln der Reitkunst halte als an spezielle Mittel
außergewöhnlicher Zäumungen, reicht es mir, denen, die meinen Rat
suchen, einfach die normalen Maßstäbe zu präsentieren, die ich
beim Anpassen von Mundstück und Zaum beachte, und wenn der Leser
auch vielleicht nicht die von ihm gewünschte Subtilität findet,
kann er wenigstens sicher sein, dass meine Abbildungen ihm den Pferdemund gesund, vollständig, gerade, korrekt und die Anlehnung in
gutem Temperament erhält, ohne sehr viel Gekünsteltes zu benutzen.
Band III, Kapitel 24 Die verschiedenen
Wirkungen des Banketts und des oberen Auges
Bei allen Arten von
Mundstücken muss man verschiedenes beachten beim Falz des Banketts,
und einige Dinge gut abwägen: denn je länger er ist, desto mehr
verstärkt er und von seiner korrekten Proportionen hängt ein
Gutteil der Wirkungen des oberen Auges ab, wie ich im Folgenden
erklären werde.

Wenn das Bankett die Länge
dieses Falzes hat, soll die Höhe des Auges ungefähr vier Querfinger
sein, gemessen auf die gewöhnliche Weise: also von der Stelle, die
unten mit A bezeichnet ist bis E. Für eine genauere Bestimmung
dieser Strecke muss man dagegen die Mittellinie des Bankettfalzes
nehmen, weil hier der Punkt des Hauptdrucks der steten Anlehnung
des Mundstücks liegt; und von hier aus zum Punkt Y, wo die Kinnkette an ihrem korrekten Platz liegt: denn die Stelle darüber
dient allein dazu, die Kandare am Lederriemen zu befestigen, so dass
man die Höhe des Auges nur gut und gemäß der Kunst messen kann,
wenn man die beiden Punkte benutzt, die die Zirkelspitzen zeigen.
Um leicht zu erkennen, wie
nötig ein korrektes Maß des Banketts ist, und dass jenes, das die
Höhe des Banketts nach den Punkten A und E ausrichten würde sehr ungenau
ist, muss man berücksichtigen, dass, wenn das Bankett kürzer oder länger
ist als in diesen Skizzen dargestellt, eine Kinnkette
normaler Länge zu hoch oder zu tief liegt, weil das Auge des
Banketts nicht auf der normalen Höhe ist, wenn gemessen und gegeben nach
den Buchstaben A und E. Aus diesen kann man sicher beurteilen, dass
das richtige Maß für das Auge teilweise von dem des Banketts
abhängt, und dass man für die richtige Höhe, die man zur
Bequemlichkeit der Kette bei diesen Proportionen wählen soll, die
Punkte dieses Zirkels benutzen soll.
Man muss alle Proportionen
dieser Skizze sorgfältig beachten: denn um zu erreichen, dass bei
der Beizäumung des Pferdes das Auge sehr gerade längs der Lippen
des Pferdes steht, und auch, dass der ganze Zaum weniger instabil
ist, und die Kinnkette sehr leicht auf ihrer richtigen Stelle am Kinn
zu liegen kommt, ist es nötig, dass das Bankett auf der Innenseite
des Falzes des Mundstückes gerade ist, und das Auge ein wenig
rückwärts geneigt, wie es hier gezeigt wird durch die gerade Linie
O.
Band III, Kapitel 25 Gegebenheiten, bei denen
man das Auge des Banketts höher oder tiefer als normal legen soll
Die spezifischen Effekte
der verschiedenen Partien, die in den Proportionen der Zäumung
enthalten sind, sind dem größten Teil der Reiter wenig bekannt, und
besonders diejenigen des Auges: denn nach der gewöhnlichen Meinung
hebt das Auge, wenn es höher als normal angebracht ist, den Kopf des
Pferdes; wenn es aber tiefer liegt, bewirke es das Gegenteil: aber so
sehr diese Regel zutreffend ist, wenn das Auge höher steigt als
eine gewöhnliche Proportion, zwingt dies das Pferd zur Beizäumung und
häufig dazu, sich zu wehren, weil durch die exzessive Höhe dieser
Partie die Aktion der Kinnkette in diesem Maße verstärkt wird und
dadurch einen größeren Zwang ausübt; steht das Auge dagegen tief
genug, hält es das Pferd weniger im Zwang, weil die Kinnkette
weniger Kraft ausübt.
Da der Zweck des Auges
ist die erforderliche Einwirkung der Kinnkette zu stärken, muss
seine richtige Höhe beachtet werden abhängig davon ob die Mundspalte
des Pferdes groß, mittel oder klein ist, damit sich die Kinnkette
während ihrer korrekten Aktion stets auf der richtigen Stelle des
Kinns anlegt; wenn aber diese Proportionen nicht genau beachtet
werden, kann die Zäumung keine gute Anlehnung erzeugen, und auch der
Nasenriemen nicht an einer guten Stelle liegen. So muss man, wenn der
Mundspalt zu groß ist, und das Auge des Banketts sehr hoch,
zweifellos eine außergewöhnlich lange Kinnkette benutzen, sonst steigt sie zu hoch, wenn man das Pferd beizäumen möchte, oder kommt
zumindest sehr schwer an ihrer richtigen Stelle zu liegen, und der
Nasenriemen liegt ebenfalls zu hoch und verhindert deshalb weniger,
dass das Pferd den Mund offen hält, als wenn er tiefer liegt. Bei
einem sehr kleinen Mund aber, und einem sehr tiefen Auge, rutscht die
Kinnkette zu tief und der Nasenriemen sitzt auf den Nüstern des
Pferdes.
So ist es nötig, um diese
Partien gut zu proportionierten, dass wenn der Mund wenig gespalten
ist, die Höhe des Auges die normale in einem passenden Verhältnis
überschreitet, und wenn der Pferdemund sehr klein ist, man das Auge
höher anbringen muss als in der mittleren Höhe.
Auch muss man wissen, dass
(nach dem, was ich zuvor gesagt habe) die umgekehrt anliegenden
Birnen und Glocken, die Melonen, Kugeln und Rollen mehr die
Zungenfreiheit erhöhen und ansteigen lassen, als die gebrochenen
Stangen [canons], Abdeckungen [escaches], die einfachen und normalen
Oliven, oder die auf alte Weise angelegten Glocken und Birnen: und
aus denselben Gründen das Auge höher sein soll und deshalb der
Baum kürzer (wenn die Zügel bis zur richtigen und steter Anlehnung
angezogen sind) wenn diese mit Hilfe des Zirkels auch in der
richtigen Länge angepasst wurden.
Band III, Kapitel 30 Die gute Beurteilung der
korrekten Höhe des Unterbaumbugs [coude de la branche]
Wie ich im ersten Band
über die gewöhnlichen Wirkungen des Unterbaumbugs referiert habe,
sage ich hier noch einmal dass man, um keine großen Fehler in
diesem Bereich zu machen, die Proportionen der nachfolgenden Skizzen
beachten muss: d.h. um eine schöne Haltung des Pferdes zu erhalten,
mit einem schön aufgewölbten Hals und dem Kopf an seinem rechten
Platz und einer leichten Anlehnung des Mundes, soll man, wie auf der
nächsten Skizze zu sehen ist, die Höhe des Bugs begrenzen an der
am Bankett mit B bezeichneten Linie; um aber einen langen oder
unsicheren Hals und eine zu weit vorgestreckte Nase beizuzäumen,
muss der Schmied den Bogen des Bugs höher legen bis zur Linie A;
ist dagegen die Anlehnung des Mundes schwach oder der Hals zu weich,
vor allem bei der Aktion wenn das Pferd sich gegen seine Brust
bewehrt, benutzt man die Linie C: es ist allerdings notwendig, dass
der Rest des Verlaufes eines starken oder schwachen Unterbaumes an
diese drei Proportionen angepasst ist, je nach dem Nutzen, den man
aus den guten Wirkungen ziehen möchte, wie ich erklärte: andernfalls
sind diese Regeln nutzlos.
Der Bug des Unterbaums
kann auf viele andere Arten gefertigt werden: wenn er niedriger ist, als in dieser Skizze gezeigt, verleiht er weniger
Anmut und hält der Mund zu unruhig; ist er aber höher, kann er
Gelegenheit geben, die Anlehnung der Kinnkette von ihrem korrekten
Platz zu verschieben und dadurch das Pferd einladen, das Gebiss
hochzuziehen, wenn es dazu ein wenig Neigung hat. Darin sieht man
auch einen Beweis dafür, dass das korrekte Maß des Bugs teilweise
von dem des Banketts abhängt:denn wenn das Bankett zu kurz oder zu
lang ist, lässt es den Bogen des Bugs zu hoch oder zu niedrig
erscheinen, es sei denn, man hat ihm eine außergewöhnliche Form
gegeben.
Band III, Kapitel 31 Beschreibung der heftigen
und der schwachen Unterbäume
Weil der Sinn des
Unterbaumes darin besteht, Hals und Kopf des Pferdes in eine schöne
und stete Haltung zu bringen, ist es nötig, ihn in heftiger,
schwacher oder mittlerer Kraft zu halten, je nachdem, ob sich das
Pferd leicht oder schwer beizäumen lässt. Um gut zu verstehen,
worin hier die Unterschiede in der Wirkung der Unterbäume bestehen,
muss man die Linie beachten, die in der folgenden Skizze gezogen ist und die ihren Ursprung am geraden Teil des Banketts nimmt, und dass,
je mehr das Klobenloch der Rosette diese Linie vorkommen und
verlängern lässt, nämlich hin zum Buchstaben A, in demselben Maße
der Unterbaum die Kinnkette verstärkt; je mehr dagegen der Kloben
hinter der Linie zurückbleibt, desto schwächer wirkt der Unterbaum
ein, weil er leichter die Brust des Pferdes erreicht. Endet er auf
der Linie, am Punkt O, beginnt man, ihn heftig oder hart zu nennen.
Falls der Unterbaum zu heftig ist, ist es erforderlich, die Kinnkette
in demselben Maße länger zu lassen, beim Gegenteil aber, wenn der
Unterbaum zu schwach ausgeführt ist, muss man die Kinnkette
verkürzen, so dass man durch diese gut herbeigeführten Proportionen
die Anlehnung des Mundstückes ausgleichen kann. Bezüglich der
verschiedenen Längen des Unterbaumes werde ich an wichtigeren
Stellen sprechen.

Band III,Kapitel 32 Die gewöhnlichen
Wirkungen der Unterbaumrosette
Die Rosette ist eine
Partie, die mehr den Unterbaum verschönert, als dass sie nötig wäre
zur Beizäumung oder zum Ruhigstellen des Pferdekopfes, denn auch
ohne die Form dieser Rosette hat man ein gutes Mittel, den Unterbaum
in der Weise zu drehen, dass das Ende des Unterteils sich an den Ort
bringt, an den man möchte, wie man erkennen kann an der letzten oben
skizzierten Proportion und wie man besser sehen wird an einer
passenderen Stelle: allerdings kann die Rosette den Unterbaum
schwächen, der einen zu engen Bogen des Bugs hat und sehr vorkommt,
weil sie das Klobenloch nach hinten bringt und sie ihn dadurch entschärft und
unterstützt: das ist Grund, warum man sie groß oder klein ausführt,
und verschieden weit vor oder zurück legt.
Band 3, Kapitel 39 Die richtige Messmethode für die Länge des Unterbaumes
Diejenigen, die sich bis heute an der Diskussion um wohl bedachte
Zäumungen beteiligten, haben eine Länge der Unterbäume vorgegeben,
die sie vom Boden des Banketts oder höher an dessen Bug bis zum
Klobenloch für den Zügelring messen: dabei machten sie denselben
Fehler, den ich oben schon verurteilte, als ich über die Höhe
des Auges sprach: denn wenn das Bankett kürzer oder länger als
normal ist, kann es dadurch die generelle Länge des Unterbaumes
verstärken oder vermindern: auf diese ungenaue Weise bestimmt man
kein korrektes Maß. Um die besagten Längen gut anzupassen, ist es
dagegen nötig, eine Spitze des Zirkels auf der Mitte des Banketts,
bei A zu setzen und die andere auf die Mitte der Dicke des Klobens,
auf B, wie man auf der folgenden Skizze sieht. Der Grund für diese
Regel ist leicht zu verstehen, denn die Hauptanlehnung auf den Laden
und die Wirkung des Unterbaumes, die durch Neigen des Mundstückes
auftreten, enden genau in der Mitte des Falzes des Banketts und
deshalb ist diese Regel als richtig anzusehen.
 Band III, Kapitel 41 Der Grund, warum diesem Band keine Zeichnungen der ungebrochenen
und anderen Mundstücken beigefügt sind oder er gar ganz auf diese
reduziert ist
Die weniger erfahrenen in dieser Kunst sind diejenigen, die es sehr
befremdlich finden, dass ich in diesem Band keine ungebrochenen und
ausstaffierten Gebisse gezeichnet habe in Nachahmung vieler
Kunstreiter, die schrieben und und ihre Regeln an die Öffentlichkeit
brachten; die besser gebildeten aber erkennen, dass ich nur mache,
was meine Vorgänger hätten tun sollen. Denn um das Pferd gut zu
zäumen, müssen notwendigerweise gut und voneinander getrennt
beurteilt werden: die Formen und Temperamente aller Partien des
Pferdemundes, des Kinns, des Unterkiefers, des Halses, der Schultern
und ebenso die Kräfte all seiner anderen wichtigen Glieder, bevor man
urteilt und sich zur gesamten Komposition der Zäumung entschließt,
denn andernfalls täuscht man sich, in dem Maße wie es verschiedene
Gelegenheiten gibt, wie oben aufgeführt, welche die Anlehnung des
Mundes verschieden gut oder schlecht werden lassen: folglich möchte
ich durch ein separates Kapitel alle diese genannten Proportionen so
zeigen und vortragen, dass der forschende Kunstreiter besser die
Mundstücke zusammenstellen und anpassen kann, gemäß der Statur,
des Charakters und den Fähigkeiten des Pferdes.
Band III, Kapitel 42 Die Ordnung, die man einhalten soll, wenn man dem Pferd einen
neuen, oder ihm unbekannten Zaum anpasst und: die Definition dieses
dritten Bandes
Ein Pferd, das eine gute Neigung hat und eine von Natur aus stete
und leichte Anlehnung des Munds empfängt friedlich alle Arten von
Mundstücken, die man ihm anlegt, aber dasjenige, das von
cholerischem und bizarrem Gemüt ist, oder einen zu harten oder zu
empfindlichen Mund hat, lässt sich nicht immer so leicht gewinnen:
im Gegenteil passiert es normalerweise, so passend auch die Zäumung
gefertigt wurde, dass es beim Anlegen einiges Unbehagen verspürt,
bevor es sich gut daran gewöhnt und es gut annimmt, und es häufig
durch diese eine Gelegenheit dieses für lange Zeit danach nicht lieben oder sich gar niemals vertrauensvoll an dieses anlehnen wird;
das ist der Grund dafür, dass, wenn der erfahrene Kunstreiter dem
empfindlichen, ablehnenden oder kapriziösem Pferd ein neues Gebiss
anlegen möchte, er ihm für mindestens zwei Tage zur Eingewöhnung
immer Leckereien geben soll und es am ersten Tag nur aufgezäumt im
Stall lässt, und es am zweiten Tag nur vorsichtig unter dem Reiter
Schritt gehen lässt, dabei die Kinnkette länger lassend als es
normalerweise angebracht wäre, und auch beim ersten und zweiten Mal
des Trainings unter dem Sattel mit der neuen Zäumung sich sorgfältig
versichert, den Mund nicht anzugreifen oder ihm auf andere Art
Missvergnügen zu bereiten, sodass es danach mehr Sicherheit am
besagten Mundstück findet oder wenigstens weniger Gründe, es nicht
zu mögen oder gar zu fürchten.
Jene, die aus Notwendigkeit oder aus Wissensdurst die guten
Effekte der Mundstücke, Kinnketten und Unterbäume, die in diesem
dritten Band skizziert sind, erforschen, werden wirr und häufig
vergeblich arbeiten, wenn sie nicht sämtliche Proportionen und
Qualitäten des Mundes, des Kinns, des Unterkiefers und des Halses
kennen, und ebenso die des Mutes, der Neigung, der Fähigkeit oder
der Unfähigkeit der generellen Kraft und besonders der Glieder des
Pferdes, das sie korrekt zäumen wollen. Nur durch die Kenntnis der
Beschaffenheit all dieser Teile des Pferdes kann man eine Wahl des
Gebisses treffen, die am besten zum Interieur und Temperament des
Pferdemundes passt; für das obere Auge und die Kinnkette, was sehr
wichtig ist hinsichtlich Form und Länge des Mundspaltes und des
Kinns, sowie für den Unterbaum, der die schönste und
gleichmäßigste Haltung des Halses und des Kopfes des Pferdes
herbeibringt und erhält; so dass durch ihre Zusammensetzung und die
Bequemlichkeiten all dieser gut beurteilten Proportionen diese
Zäumung sich als korrekt und sorgfältig zusammengesetzt erweist, um
dem schwachen oder zu empfindlichen Mund eine solide Anlehnung zu
geben, und um diejenigen leichter zu machen, die ziehen oder sich
sehr auf die Hand legen; und diejenigen herbeizäumen und einen schön
aufgewölbten Hals geben, die ihn langgestreckt hielten, und häufig die
verbessern, die einen zu sehr gewölbten Hals haben, und den unruhigen
oder zu hoch getragenen Kopf beruhigen bzw. senken; und es vorwärts
bringen und anheben, falls es beim Rennen die Nase zu sehr nach vorne
bringt. Allerdings, wie auch immer die Zäumung angefertigt wurde,
wird sie diese Perfektion nicht erzielen, falls sie nicht von einem
erfahrenen und gut geübten Geist benutzt oder durch eine
subtile und sorgfältige Hand unterstützt wird, und auch nicht, falls die
Natur des Pferdes völlig gegen die guten Mittel der Kunst wirkt; denn
dadurch werden zweifellos diejenigen, die nicht sehr erfahrene
Kunstreiter sind, in diesen Rezepten Mittel suchen, das Pferd zu
zwingen (durch besonders fremdartige und grobe Mundstücke), worauf
sie aber nicht aus Vernunft hoffen dürfen und keinen ihrer
vermessenen Wünschen erreichen werden. Deshalb möchte ich noch
einmal meine schon an vielen Stellen gemachten Hinweise bekräftigen,
dass meine Absicht nicht ist, diese anzusprechen, und dass meine
Arbeit allein für diejenigen da ist, die erfahren genug darin sind, die
künstlichen Mittel, die auf allen Skizzen dieser letzten
Abhandlungen gezeigt werden, umsichtig mit den Regeln und Lektionen
der vorhergehenden zwei Bände anzupassen und zu verbinden, in dem
Wissen, dass auf keinem anderen Weg als durch Verstehen die
Zufriedenheit und der Nutzen erreicht werden kann.
Um mehr gefestigt zu sein in der Sicherheit, die man besitzen
soll, weil die sehr nötigen Wirkungen die man erwarten kann nach den
Proportionen der gut bedachten Zäumung unsicher und sehr häufig
nutzlos sind, wenn sie nicht mit einem klaren Urteil bezüglich des
guten Gehorsams und der Manege angewendet werden, mit dem das Pferd
zuvor mit der einfachen Trensenkandare und dem Kappzaum ausgebildet wurde. Der Reiter kann durch all die obengenannten Gründe
leicht erkennen, dass wenn das Pferd seiner Natur nach oder durch
eine erschöpfende Arbeit schwach oder bei schwachem Atem ist, oder
eine ängstliche Neigung hat, oder eine extreme Fluchtneigung, und man über lange Zeit irgendeinen Effekt erreichen möchte,
man ihm zweifellos den Mund öffnen und verdrehen kann, seine Zunge dick und
blau werden lassen, seine Lippen ein- oder auswärts biegen, und
seine Nase vorkommen lassen kann, wobei es den Hals verdreht und hart
an den Zügeln zieht, um die Aktion der Reiterhand zu vereiteln oder
sich schwer auf dessen Anlehnung zu legen: gegen die hierdurch
entstehenden Unarten, wie Probleme mit der Atmung, der Ängstlichkeit oder
mit schlechter Losgelassenheit, großer Furchtsamkeit bleibt der
Kunstgriff der Zäumung, in welcher Art sie auch angefertigt werden
könnte, fast ohne irgendeinen guten Effekt. Wenn aber im Gegenteil
das Pferd mit Geschick und Geduld schon ausgebildet, gestärkt, leicht geworden ist und schließlich ruhig, aufmerksam und sicher auf die
Aktionen und Bewegungen des guten Kunstreiters achtet, mit ruhigem
Atem und dem leichten Gehorsam der Schule, und dabei die Kraft seines
Rückens und seine unterstützende Munterkeit erhalten bleibt, kann
sich sein Mund ohne Zweifel stet, richtig und frisch halten durch die
korrekte Lage eines wohl eingerichteten Mundstückes, und der Kopf mit
dem Hals in einer schönen und leichten Haltung durch die beizäumende
Wirkung, und die Unterstützung durch die gut gewählte Form und
Länge des Unterbaumes, und auch durch die gute Anlehnung der
Kinnkette, wenn sie korrekt an ihrem Platz am Kinn liegt und die richtige Länge hat:
das ist mein wichtigstes, normales Ziel in dieser Kunst, womit
ich alles ausdrücke, was ich erreichen wollte mit diesem Ende.
Durch viel Arbeit und Geduld
Erreicht man diese schöne Kunst
Ohne diese beiden perfekten Mittel aber
Wird man deren schöne Ergebnisse niemals sehen.
Ende des dritten Bandes
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